Farhadian Farhadian
06.11.2024

FEB: Absatzrückgang elastischer Beläge schwächt sich ab

Firmeninfos
Der Vorsitzende des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB), Volkmar Halbe, konnte auf der Jahrestagung 2024 positiv stimmende Nachrichten verkünden: „Der Absatzrückgang wird weniger. Die Talsohle schleift sich aus.“ Die neun FEB-Mitglieder decken nach eigenen Angaben mehr als 90 % der Produzenten elastischer Beläge im deutschsprachigen Raum ab. Diese Unternehmen erzielten in den ersten drei Quartalen des Jahres 2024 einen Gesamtabsatz in Höhe von 35,3 Mio. m2 elastischer Beläge in der D/A/CH-Region, berichte Volkmar Halbe in München. Dies entspricht einem Rückgang von 2,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Wir stellen fest, dass diese Zahl immer kleiner wird, wenn wir das erste, zweite und dritte Quartal einzeln betrachten.“ Zum Vergleich: Im Geschäftsjahr 2023 lag der Gesamtabsatzrückgang der FEB-Mitglieder noch bei 14 %.

In den ersten drei Quartalen 2024 betrug die Gesamtabsatzmenge elastischer Beläge in Deutschland auf 32,06 Mio. m2 , was einem Anteil von 91 % in der D/A/CH-Region entspricht. Der Absatz auf dem deutschen Markt ging um 3,0 % zurück und in Österreich um 4,5 %. In der Schweiz konnte ein Zuwachs von 9,4 % erzielt werden. „Auch bei den einzelnen Bodengattungen stellen wir die Grundtendenz fest: Es schleift sich aus“, betonte der FEB-Vorsitzende. Den größten prozentualen Rückgang verzeichneten im genannten Zeitraum die heterogenen PVC-Beläge (-5,8 %) und CV-Beläge (-5,0 %). „Wir sind gespannt, was noch im vierten Quartal passiert. Die Erwatungshaltung ist, dass es sich noch weiter ausschleift“, sagte Volkmar Halbe.

Prognose: Keine zweite Inflationswelle

Und auch der Marktforscher Martin Langen vom Institut B+L Marktdaten gab einen generell positiven Ausblick auf die Zukunft der Immobilien- und Baubranche. „Der Immobilienmarkt und der Neubau kommen wieder in Gang. Viele Dinge kommen wieder in Gang – das scheint jetzt die Marschrichtung zu sein.“ Langen prognostizierte, dass es keine zweite Inflationswelle geben werde: „Dies war ein singuläres Ereignis. Die daraus resultierenden hohen Zinsen haben die Probleme in der Baubranche verursacht.“ Mittlerweile sei jedoch Besserung eingetreten: „Die Zinsen gehen weiter runter und die Preise sind stabil. Wir können eine Bodenbildung erkennen. Die Immobilienpreise steigen wieder.“ Langen sagte im kommenden Jahr weitere Zinssenkungen von mehr als 1 % voraus, was Investitionen begünstigen werde. 

Für einen Aufschwung seien auch psychologische Effekte entscheidend: „In Deutschland wurde in 2022 und 2023 jeweils rund 250 Mrd. EUR gespart. Auch dieses Jahr wird die Sparquote wieder  rum in vergleichbarer Höhe liegen. Das Geld ist da, es wird nur nicht ausgegeben. In 2024 gab es einen breiten realen Lohnzuwachs, aber der Konsum fehlt noch.“ Dennoch zeigen jüngste Studien, dass die Anschaffungsneigung in der Bevölkerung zunehme. Auch die Anzahl abgeschlossener Hypothekenverträge stieg jüngst um 20 % im Vergleich zum Vorjahr an: „Da ist richtig Bewegung drin.“ Zu 90 % wurden diese Verträge für Bestandsimmobilien abgeschlossen: „Deswegen kommt der ganze Renovierungsmarkt jetzt wieder überhaupt erst in Gang, weil gebrauchte Immobilien den Eigentümer wechseln.“ Diese seien mittlerweile 15 bis 25 % günstiger als im Jahr 2022. Laut Langens Szenario habe der Gebrauchtimmobilienmarkt seit März 2024 wieder an Fahrt aufgenommen und würde seit Oktober für entsprechende Renovierungsaufträge sorgen: „Wenn der Gebrauchtmarkt anzieht, triggert er die Renovierungen.“ Und auch der Mietwohnbau und der Bau von Einfamilienhäusern sowie Eigentumswohnungen würde seit Sommer bzw. Herbst 2024 wieder anspringen.

Insolvenzen treffen die Baubranche

Problematisch seien hingegen die jüngsten Insolvenzen im Immobilien- unf Baugewerbe: Ein Projektvolumen von rund 35 Mrd. EUR befindet sich in Insolvenz, was etwa 10 % des jährlichen Bauvolumens entspreche. Betroffen seien rund 630 Bauunternehmen, Entwickler und Immobiliendienstleister – allein im ersten Quartal 2024. Doch für viele insolvente Projekte gebe es bereits Interessenten, die diese weiterführen wollen. Und auch fast alle der zehn größten Projektentwickler in Deutschland verzeichneten in 2024 Zuwächse bei ihren Projekten.

Langen sprach bei seinem Vortrag nicht von einer allgemeinen Baukrise, sondern von einer Einfamilienhaus-Krise. Dieser Gebäudetyp mache 60,7 % am Rückgang der fertiggestellten Bauflächen zwischen 2022 und 2024 aus. Darunter habe die Parkettbranche sehr gelitten, da Holz- und Parkettböden bevorzugt in Einfamilienhäusern verlegt werden. Bei den erteilten Baugenehmigungen prognostizierte Langen, dass es bereits in den Monaten November und Dezember 2024 eine Zunahme geben werde. Vor allem in den Jahren 2026 und 2027 werden viele positive Effekte eintreten – die sogenannte Umzugskette: „Durch eine neue Wohneinheit entstehen vier bis fünf Umzüge. Und Umzüge sind in 25 % der Auslöser für Renovierungen.“ Und dank ausgeweiteter Fördermöglichkeiten durch die Bundesregierung würden sich auch Investitionen in den sozialen Wohnungsbau wieder lohnen. Die anwesenden Vertreter der FEB-Mitglieder und -Förderer nahmen Langens Ausführungen mit Interesse auf.

Einsatz für elastische Beläge seit 22 Jahren

Der FEB-Vorsitzende Volkmar Halbe gab der Tagung einen Überblick über die Aktivitäten des Verbands und seiner Gremien im Jahr 2024. „Verband heißt verbünden. Es gibt viele Themen, bei denen die Gemeinschaft stärker ist als das einzelne Unternehmen – immer natürlich unter der Beachtung der wettbewerbsrechtlichen Regeln.“ Der FEB vereint im 22. Jahr seines Bestehens neun Mitglieder, 26 Fördermitglieder und vier Kooperationspartner. Im Fokus hat der Verband die Produkt- und Anwendungstechnik, die Netzwerkarbeit mit anderen Akteuren der Branche sowie die Aufbereitung statistischer Markt- und Branchendaten. In den Medien kommuniziert der FEB die Vorteile elastischer Bodenbeläge und verpasste seiner Website www.feb-ev.com im Januar 2024 einen Relaunch. In den vergangenen zwölf Monaten konnte der Verband seine Social-Media-Aktivitäten weiter ausbauen und feierte kürzlich den 500. Follower auf Facebook. Halbe lobte in diesem Zusammengang das Engagement des FEB-Pressebeauftragten Uwe Viebrock.

Zu den Aktivposten des FEB zählte der Vorsitzende den Arbeitskreis Technik mit seinen derzeit 35 aktiven Mitgliedern unter der Leitung des Obmanns Bernd Greve (Geschäftsführer Project Floors). Das Gremium veranstaltet zwei bis drei jährliche Arbeitstreffen, mit den Schwerpunkten Netzwerken, Diskussionen und Vorträge – jüngst beim TFI in Aachen. Den Arbeitskreis Technik beschäftigten in 2024 vor allem die FEB-Literatur wie die Technischen Informationen (TI) und das Nachschlagewerk Technic-Explorer. So erschienen kürzlich die TI 7 (Elastische Bodenbeläge auf geheizten/gekühlten Untergründen) sowie die TI 8 (Gesundheitsschutz). Als Idee steht schon die TI 9 im Raum, die sich mit der Belegreifemessung bei Untergründen für Bodenbeläge beschäftigen soll. Zudem setzt sich der Arbeitskreis Technik mit der europäischen Kunststoffstrategie und Nachhaltigkeit auseinander – und hält die Mitglieder in Sachen Normung und Regulierungsthemen auf dem Laufenden. Das nächste Treffen des Arbeitskreises Technik ist für März 2025 geplant. „Neue Mitglieder sind stets willkommen“, sagte Volkmar Halbe.

Ein weiteres wichtiges Gremium ist der Arbeitskreis Markt + Wissen, der vom Gerflor-Geschäftsführer Michael Stein als Obmann geleitet wird und 15 Mitglieder umfasst. Diese bereiten unter anderem die jährlichen Mitgliederversammlungen vor und stellen Marktdaten für die FEB-Mitglieder zusammen. Volkmar Halbe berichtete in diesem Zusammenhang, dass das in der Corona-Zeit entstande Quartalsreporting der Preisindize eingestellt und die wesentliches Indizes ins Hauptreporting übernommen werden. Ebenfalls eingestellt wird das Video-Format „FEB-Blitzlicht“ zu aktuellen Themen – aufgrund mangelnder Resonanz.

Enger Austausch mit Messegesellschaften

Beim Thema Netzwerken betonte der FEB-Vorsitzende den guten Austausch mit der Deutschen Messe aus Hannover (Domotex) und der Messe München (BAU) – an der Jahrestagung nahmen Vertreter der beiden Messeveranstalter teil. Als eine „feste Bank“ bezeichnete Halbe Vinylplus, das Selbstverpflichtungsprogramm der europäischen PVC-Industrie. Dieses konnte im Jahr 2023 rund 737.600 t PVC europaweit dem Recycling zuführen, seit drei Jahren werden auch PVC-Bodenbeläge in der Statistik erfasst. Halbe warb für die Ausbildungsinitiative „Das ist Bodenhandwerk“, die sich für die Nachwuchsgewinnung in den Berufen Parkett-, Boden- und Estrichleger sowie Raumausstatter stark macht. Der FEB ist seit vielen Jahren Fördermitglied: „Der Fachkräftemangel fängt mit den Ausbildungsverhältnissen an“, mahnte Halbe.

Ebenfalls vertreten ist der FEB in der neuen „Schnittstelle Fußboden“, die nach dem Austreten mehrerer Handwerksverbände aus der Initiative „Praxisgerechte Regelwerke im Fußbodenbau“ (PRiF) entstanden ist. Ziel ist es, Regelwerke möglichst gut zu harmonisieren, ohne dabei Eigenständigkeiten aufzugeben. Es wird sehr viel Detailarbeit in enger Abstimmung mit Innungen und Handwerkerverbänden betrieben. „Zusammenschlüsse wie Schnittstelle Fußboden sind sehr sinnvoll – wenn sie etwas emotionsloser ablaufen würden, wären sie noch zielführender“, sagte Halbe mit Hinblick auf jüngste Meinungsverschiedenheiten bezüglich der TI 7 des FEB. Halbe kündigte an, dass sich der Verband künftig intensiver mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen möchte: „Das Motto ,Beim Bauen schon an den Abriss denken‘ wird uns in der Branche in den nächsten Jahrzehnten begleiten.“ Es entstand die Idee, dass der FEB zukünftig seinen Mitgliedern und Förderern in Zusammenarbeit mit dem TFI Aachen exklusive Fortbildungen rund um das Thema Nachhaltigkeit anbietet.

Viele Themen werden sich neu positionieren

„Veränderung ist das Stichwort der Stunde“, sagte Volkmar Halbe und erinnerte dabei beispielsweise an die Corona-Pandemie, die das Land völlig verändert habe. „Die Zeiten sind noch turbulenter geworden und ich bin mir sicher, dass sich in den nächsten Jahren eine unglaubliche Menge an Themen völlig neu positionieren wird. Die Sache ist komplex – wegducken gilt nicht.“ Halbe gab einen Überblick über Studien, die sich mit der Zukunft in den Feldern Architektur & Raum, Künstliche Intelligenz (KI) und Gegentrends beschäftigen. Demnach gehören Nachhaltigkeit, Net Zero (ausgeglichene Umweltbilanz) und Lebensqualität/menschenzentriertes Design zu den drei wichtigsten Trends in der Architektur in den kommenden Jahren. Vor allem Hanf, Holz, recycelte Materialien, Lehm, Stroh und andere Gräser und Verbundwerkstoffe zu den Baumaterialien der Zukunft. Zudem referierte Halbe zu den zukünftigen Vertriebswegen im B2B-Bereich, bei denen die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen wird: „Mit KI, Blockchain und virtuellen Events wird aus dem Klinkenputzen ein Hightech-Abenteuer.“

Ein weiteres Highlight der Jahrestagung 2024 war die Führung durch das Münchner Werksviertel in der Nähe des Ostbahnhofs der bayerischen Landeshauptstadt – das 39 Hektar große Areal mit seinem visionären Architekturkonzept erhielt 2023 den Deutschen Städtebaupreis. Auf dem ehemaligen Gelände des Knödelfabrikanten Pfanni ist ein modernes Stadtquartier für Künstler, Start-ups, individuelle Geschäfte und Gastronomie sowie Hotellerie und Events entstanden.

Von Sebastian Musolf

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 FEB: Absatzrückgang elastischer Beläge schwächt sich ab
Foto/Grafik: SN-Verlag
Die Teilnehmer der Jahrestagung des Fachverbands der Hersteller elastischer Bodenbeläge (FEB) trafen sich Anfang November 2024 im Münchner Werksviertel zum gemeinsamen Austausch.
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Bei einer Führung lernten die Verbandsmitglieder das Werksviertel und dessen Architekturkonzept kennen. Auf dem Areal befand sich früher die Fabrik des Knödelfabrikanten Pfanni.
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Eine kurze Stippvisite im Pfanni-Museum durfte natürlich nicht fehlen.
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Rund 50 Vertreter der FEB-Mitglieder und -Förderer nahmen an der zweitägigen Veranstaltung teil.
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„Verband heißt verbünden.“
Volkmar Halbe, FEB-Vorsitzender
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„Wenn der Gebrauchtmarkt anzieht, triggert er die Renovierungen.“
Martin Langen, B+L Marktdaten
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Foto/Grafik: FEB
Zu den Aktivposten des FEB zählt der Arbeitskreis Technik. Das Foto zeigt die Mitglieder beim jüngsten Treffen im TFI Aachen.
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Foto/Grafik: FussbodenTechnik / Quelle: FEB
Absatzmengen der FEB-Mitglieder in D/A/CH-Region
Zeitraum: 1. bis 3. Quartal 2024
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Foto/Grafik: FussbodenTechnik / Quelle: FEB
Absatzmengen der FEB-Mitglieder in einzelnen Ländern
Zeitraum: 1. bis 3. Quartal 2024
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Foto/Grafik: FussbodenTechnik / Quelle: FEB
Absatzmengen einzelner Belagsarten der FEB-Mitglieder
Zeitraum: 1. bis 3. Quartal 2024
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Das Münchner Werksviertel erhielt den Deutschen Städtebaupreis 2023. Die FEB-Mitglieder erkundeten das Gebiet interessiert.
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Nahmen am Pressegespräch mit FussbodenTechnik teil (von links) Uwe Viebrock (Pressearbeit FEB), FEB-Vorsitzender Volkmar Halbe, Dr. Hendrik Fischer (Evonik) und Frank Selbeck (FEB-Arbeitskreis Markt + Wissen).
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