Preise für Maschinenwebteppiche steigen zum Teil massiv

*** Aktualisiert am 4. März 2021 ***

Im Maschinenwebbereich steigen die Preise aktuell stark an. Carpet Home sprach mit führenden Anbietern über die Hintergründe. "Die Preise spielen verrückt und ändern sich praktisch täglich", berichten mehrere Hersteller übereinstimmend. Gründe seien vor allem die seit mehreren Monaten steigenden Kosten für Vorprodukte und Transport. Hinzu kommt der zunehmende Bedarf an PP-Granulat der Kunststoff verarbeitenden Industrie im Allgemeinen – vor allem in China, aber auch in den USA.

Gleichzeitig ist die Nachfrage nach maschinengefertigten Teppichen seit Beginn der Pandemie angestiegen, vor allem online und gerade in Europa und den USA. "Dadurch hat die Nachfrage weltweit das Angebot überstiegen", äußerte sich ein großer internationaler Anbieter.

Die Handelskammer für Maschinenweber in der türkischen Maschinenweb-Hochburg Gaziantep (Gaziantep Halicilar Dokumacilar ve Benzeri Esnaf Odasi) empfiehlt eine Preiserhöhung von mindestens 28,8% für Maschinenwebteppiche und 44% für Tufting-Teppiche. Entsprechend passen Maschinenwebteppich-Anbieter ihre Verkaufspreise an und verkürzen die Gültigkeitsdauer ihrer Preislisten. Diese Preiserhöhungen sollen sich in einer Größenordnugn von 5 bis 10 % oder mehr bewegen.

Die Gründe für die steigenden Produktionskosten sind vielfältig. Vor allem in Sachen Logistik dreht hier die Pandemie kräftig an der Kostenschraube: Es ist kein Geheimnis, dass geschlossene Grenzen, Transportstaus und der Anstieg des Ölpreises den Warenfluss verlangsamen oder ganz zum Erliegen kommen lassen. "Der Frachtpreis für einen Container hat sich mehr als verdreifacht", hörten wir von einem Anbieter.

Den mit Abstand stärksten Preisansteig verzeichneten Maschinenweber bei Polypropylen. Einige Produzenten mit eigener Garnproduktion konnten die Engpässe abfedern, da sie noch über einen guten Lagerbestand verfügten. Doch spätestens in den Monaten März/April werden wohl auch hier die Preise steigen; die Rede ist an einer Stelle von 8 bis 20 %: Für die Garnspinnereien muss schließlich PP-Granulat eingekauft und transportiert werden (hautpsächlich aus Saudi-Arabien), und dieses Granulat wird aus Erdöl gewonnen und mithilfe von Erdöl befördert. Erschwerend soll hinzukommen, dass Anbieter von PP-Granulat ihre Kapazitäten herunterfahren, da nicht ausreichend Container für den Export zur Verfügung stehen. Das liegt nicht zuletzt am Handelsdefizit zwischen China und etwa den USA. China hat die Pandemie relativ schnell überwunden, produziert und exportiert, und im Zuge der Aussicht auf Geschäftsöffnungen stieg und steigt die Nachfrage. Auch die aktuelle Öffnung der USA gegenüber China spielt eine Rolle. So stauen sich die Container in den Häfen der Abnehmerländer, in denen es außerdem an Arbeitskräften mangelt. Hinzu kommt, dass die Granulat-Produktion zu Beginn der Corona-Krise stark eingeschränkt wurde. Allmählich wird sie wieder hochgefahren, was die Lage entspannen dürfte (30 bis 40 % liegen noch brach). Es besteht Hoffnung, dass sich die Situation Mitte dieses Jahres stabilisiert.

Viskose wird als Flormaterial immer beliebter bei Maschinenwebteppichen; auch hier sind die Preise in den letzten Monaten deutlich gestiegen. Nicht zu vergessen: der Teppichrücken aus Jutegewebe. Die Ernten in den Hauptanbauländern Bangladesh und Indien sind 2020 enttäuschend ausgefallen – das berichtet der Hamburger Naturfaserlieferant WGC Natural Fibres Worldwide in seinen Jute-Marktberichten, zuletzt für den Monat Januar 2021: "Diese Saison ist gekennzeichnet durch kontinuierlich steigende Preise, und Monat für Monat wurden neue Marktpreisrekorde aufgestellt." Aufgrund der instabilen Marktsituation würden sich zudem einige Garnspinnereien nicht an die vorher getroffenen Vereinbarungen halten. Speziell Teppichrückseitengewebe seien allein im Januar erneut um 8 bis 10 % kostspieliger geworden.

"Wir sind bereit, mit unseren Preisen bei Normalisierung des Marktes gleich wieder herunterzugehen", äußerte sich ein großer Maschinenweber gegenüber Carpet Home. Bei Direktgeschäften könne man hier tagesaktuell reagieren, bei Lagerkollektionen könne die Preisanpassung erst entsprechend später erfolgen.

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